GASAG: Strukturwandel zum Energiemanager für Berlin und Brandenburg
Im Zuge der Energiewende kristallisieren sich neue Geschäftsmodelle und neue Berufsbilder heraus, bei denen die dauerhafte Tragfähigkeit jedoch noch längst nicht klar ist. Während in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem der Stellenabbau bei großen Energiekonzernen dominiert, werden die dahinter steckenden Transformationsprozesse deutlich weniger beachtet – doch gerade sie zeigen die Brisanz für die deutsche Wirtschaft. „Es sind Lernprozesse, in denen um die Zukunftsfähigkeit gerungen wird“, so Reiner Knauber, Leiter Konzernkommunikation und -marketing der Berliner GASAG. Der Manager hob auf dem Fachforum Weiterbildungssystem Energietechnik am 20. November 2014 die große Bedeutung des Projektes zur Erarbeitung eines solchen Weiterbildungssystems für die gesamte Branche hervor.
Anhand von zahlreichen Beispielen erläuterte Reiner Knauber die Brisanz des Themas. So habe die Trennung von Energieerzeugung und Netzen im Jahr 2005 zum Entstehen neuer Geschäftsmodelle und neuer Arbeitsaufgaben geführt. Dies umfasse sowohl strategische Bereiche als auch ganz konkrete Prozesse. Um an der Strombörse handlungsfähig zu sein, werden zum Beispiel Emissionshändler gebraucht – der „Emission Trader Strategy Adviser“ hat sich zum gefragten Berufsbild entwickelt.
Energieerzeuger, die Kohlekraftwerke betreiben, managen teilweise die Aufforstung in anderen Teilen der Erde, um den nötigen Ausgleich zum Kohlendioxidausstoß zu sichern. Da Strom aus Wind, Sonne und Biogas vorrangig in die Netze eingespeist würde, seien häufig Eingriffe zur Sicherung des gleichmäßigen Netzbetriebs erforderlich – eine Aufgabe für Spezialisten. Auch die GASAG stehe vor einem Strukturwandel, in dem sie sich von einem reinen Gaslieferanten und Netzbetreiber hin zum Energiemanager für Berlin und Brandenburg entwickeln werde. „Vor 20 Jahren haben wir in Technik investiert, die dann über Jahrzehnte mit durchschnittlichen Margen betrieben wurde“, so Reiner Knauber. „Dafür wurden in der Berufsausbildung Fachkräfte herangebildet oder Hochschulabsolventen eingestellt.
Das ist heute fast undenkbar geworden. Die ständigen Veränderungen der Rahmenbedingungen erfordern eine hohe Flexibilität in der Weiterbildung und zwingen teilweise zur Improvisation.“ Die Trennung von Energieerzeugung und Netzen hätten die Konzerne teilweise im Eigenbetrieb mit Training on the Job und Learning by Doing bewältigt, da die Berufsausbildung nicht so schnell wie nötig darauf reagieren konnte. Ein geordneter Wandel mit Wissensvorlauf und systematischer Weiterbildung sei dennoch wünschenswert – gleichermaßen aus Effizienzgründen wie aus der Sicht der Beschäftigten.
Dies, so der GASAG-Manager, bedeute auch Forderungen an die Politik, von der die Energiewirtschaft mehr Augenmaß bei Entscheidungen zur Energiewende und ihren Konsequenzen erwarte. „Allein die jüngste Erhöhung der EEG-Umlage gefährdet kurzfristig rund 86.000 Jobs in der deutschen Wirtschaft“, sagt er. Auch für die GASAG mit ihrer 170-jährigen Tradition änderten sich die Rahmenbedingungen drastisch. Zwar wachse Berlin, doch Maßnahmen zur Energieeffizienz führten zu sinkendem Gasverbrauch.
„Diese Entwicklung wollen wir konstruktiv mitgestalten“, unterstrich Reiner Knauber. „Dafür brauchen wir Fachleute, die zum Beispiel unseren Kunden eine Integration ihrer Blockheizkraftwerke in den Regelmarkt ermöglichen.“ Unter anderem gelte es, Wärmebedarfsprognosen zuverlässig zu erstellen und neuartige Messdienstleistungen aufzubauen. Die GASAG wolle als Energiemanager für Berlin und Brandenburg in Zukunft umfassend kundenorientiert, ökologisch engagiert und unternehmerisch erfolgreich in der Region agieren.